Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Von Jürgen Vollmer
Im Jahr 1995 wurde das Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung in Leipzig gegründet. Ab 2003 wurde es erweitert durch Zusammenlegen mit dem zuvor in Münschen ansässigen MPI für psychologische Forschung. Das neue Institut trägt den Namen MPI für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI CBS). Mit der Vereinigung beider Institute hat die Max-Planck-Gesellschaft der Entwicklung Rechnung getragen, dass psychologische und neurowissenschaftliche Forschung überall in der Welt immer enger zusammenrücken.
Geschichte des Gebäudes
Nach Ansicht der MPG brauchte exzellente Forschung nicht nur funktionale, sondern auch attraktive, architektonische anspruchsvolle Räume. Von daher entwickelte sie besondere Baupläne für ihre Institute. Für den Bau des CBS wurde eine Fläche am Rande des grafischen Viertels ausgewählt, die ursprünglich zum Bereich des alten Johannisfriedhofs gehörte: zentrumsnah und doch ausreichen groß für das ambitionierten Bauvorhaben. Zwischen 1996 und 1999 entstand ein Gebäudekomplex entlang der Stephanstrasse, mit gesonderten Bereichen für MRT-Forschungsgeräte auf dem dahinter liegenden Areal. Für die Fusion mit dem Münchner Institut wurde ein Erweiterungsbau geplant und bis 2008 umgesetzt, der sich entlang der Goldschmidt-Straße zieht.
Geschichte
Leipzig wurde als Standort für ein Institut ausgewählt, um hier an die Bedeutung der Stadt als die Wiege der experimentellen Psychologie anzuknüpfen. Dieses Arbeitsgebiet wurde Mitte des 19. Jh. initiiert von den Arbeiten der Gebrüder Weber in der Physik und in der Medizin. Daraufhin wurde unter Wilhelm Wund des weltweit erste Institut für Phychologie gegründet.
Im Jahr wurde 1995 zunächst das Planck-Institut für neuropsychologische Forschung mit den Gründungsdirektoren Prof. Angela D. Friederici und Prof. Ives von Cramon gegründet. Es hielt vorläufig Einzug in angemieteten Räumen in der Inselstraße und zog dann in den eigenen Gebäudekomplex in der Stephanstrasse.
Ab 2003 wurde das Institut erweitert um das Münchner MPI für psychologische Forschung. Das brachte entscheidende Vorteile mit sich: Für die bislang überwiegend verhaltensbasierte Arbeit der Münchner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich im Austausch mit den neurowissenschaftlich orientierten Leipziger Arbeitsgruppen neue Forschungsperspektiven ergeben. Umgekehrt profitierten diese von dem breit angelegten verhaltenswissenschaftlich orientierten Umfeld und den in München entwickelten experimentellen Methoden.
Lehre und Forschung
Das Institut ist ein international renommiertes Institut zur Erforschung der Grundlagen menschlicher Kognition. Hauptaugenmerke der Forschung gelten grundlegenden Mechanismen menschlichen Denkens und den neuronalen Grundlagen höher Hirnfunktionen wie Sprache, Gedächtnis, Orientierung, Musik und Kommunikation. Weiterhin werden das plastische Veränderungsvermögen des Gehirns und sein Einfluss auf verschiedene kognitive Fähigkeiten untersucht, sowie die neuronalen und hormonellen Grundlagen von Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck und Übergewicht.
Zur Untersuchung dieser Fragen werden psychologische, verhaltenswissenschaftliche Tests kombiniert mit neurowissenschaftlichen Scans der Hinaktivität. Im Sommer 2007 wurde ein 7-Tesla-Scanner eingeweiht, einer der ersten weltweit und mit seiner besonderen Feldstärke das non plus ultra für die Wissenschaftler:innen. 2016 kam der Superhirnscanner Connectom hinzu — einer der besten Hirnscanner weltweit, wenn es um die innere Verdrahtung des Gehirns geht, und der einzige seiner Art auf dem europäischen Festland.
Heute besteht das Institut aus vier Abteilungen und mehreren selbständigen Forschungsgruppen. In den Abteilungen und Gruppen arbeiten Forscherinnen und Forscher aus den verschiedensten Disziplinen: Physik, Philosophie, Biologie, Linguistik, Psychologie, Mathematik, Informatik und Medizin. Diese Interdisziplinarität ist für die Arbeit unabdingbar, da die experimentell arbeitenden Forscherinnen und Forscher nur neue Erkenntnisse aus den Daten der bildgebenden Verfahren gewinnen, wenn diese korrekt gelesen und interpretiert werden. Die Analyse der Bildsignale mit komplizierten Rechenmodellen ist deshalb ein fundamentaler Zweig der täglichen Routine.
Eine ebenfalls im Gebäude beherbergte eigenen Bibliothek bietet mit 325 Fachzeitschriften und insgesamt über 16.000 Medien den nötigen theoretischen Wissensspeicher.
Transfer
Bei Schüler:innentagen, dem jährlichen Girls’ & Boys’ Day, der Langen Nacht der Wissenschaften und ähnlichen Veranstaltungen geben die Wissenschftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts jungen und jung gebliebene Menschen hautnah Einblicke in ihre faszinierenden Einsichten. Den Austausch mit Schulen suchen sie auch über das Schulportal und Social Media Kanäle auf Bluesky, X und YouTube.
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