Leibniz-Institut für Troposphärenforschung
Team WissensSpuren und TROPOS
Das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) verfolgt ein klares und weltweit einzigartiges Forschungsprofil, in dessen Mittelpunkt Aerosole (kleinste luftgetragene Partikel) und Wolken, stehen. Trotz geringster absoluter Mengen sind Aerosole wesentliche Bestandteile der Atmosphäre, weil sie den Energie-, Wasser- und Spurenstoffhaushalt des Erdsystems beeinflussen. Menschliche Aktivitäten können die Eigenschaften dieser hochdispersen Systeme verändern und direkt sowie indirekt auf den Menschen zurückwirken. Das kann sowohl über die gesundheitlichen Wirkungen eingeatmeter Partikel und Nebeltröpfchen als auch über regionale und globale Klimaänderungen geschehen.
Geschichte
Das Institut wurde auf Empfehlung des Wissenschaftsrates am 1. Januar 1992 durch die Wissenschaftsministerien von Bund und Land gegründet. Der Einigungsvertrag sah die Abwicklung aller Forschungsinstitute der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR zum Ende des Jahres 1991 vor. Auf dem Gelände des heutige Wissenschaftsparks Permoser Straße arbeiteten damals rund 1500 Mitarbeiter verschiedener Institute – darunter auch rund 85 Beschäftigte der Forschungsstelle für chemische Toxikologie, die seit den 1970er Jahren atmosphärische Umweltforschung betrieb und auf deren Erfahrungen aufgebaut werden konnte.
In den 1990er Jahren stand die stark verschmutze Atmosphäre über dem mit großen Umweltproblemen kämpfenden mitteldeutschen Chemiedreieck im Mittelpunkt. Mit der Erforschung der Luftverschmutzung in internationalen urbanen und ländlichen Regionen und der bedeutenden Rolle von Aerosolen und Wolken im globalen Klimasystem wurde die Arbeit in den Folgejahren immer internationaler. Meilensteine dafür sind z.B. die Ausrichtung der Internationalen Konferenz zu Wolken und Niederschlag (ICCP) in Leipzig (2012), die Teilnahme an internationalen Polarexpeditionen wie MOSAiC in der Arktis (2019/20) oder die Koordination des deutschen Beitrags zur europäischen Forschungsinfrastruktur ACTRIS (seit 2023).
In den letzten beiden Jahrzehnten hat das TROPOS ein Profil entwickelt, das die Merkmale der Leibniz-Gemeinschaft erfüllt: Gesellschaftliche Relevanz, wissenschaftliche Exzellenz, anwendungsorientierte Grundlagenforschung und Partnerschaft mit den Universitäten. TROPOS ist zudem Ansprechpartner für Politik, Gesellschaft und Wissenschaft im Bereich Umwelt und Klima.
Lehre und Forschung
TROPOS kooperiert eng mit dem Leipziger Institut für Meteorologie der Universität Leipzig und fördert aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Bachelor- und Masterausbildung sowie während der Promotionen. Forschende des Instituts lehren an der Universität Leipzig. Die Abteilungsleitungen sind als gemeinsame Berufungen an der Nachwuchsförderung der Universität beteiligt. Im Jahr 2012 wurde die Leibniz-Graduiertenschule “Aerosole, Wolken und Strahlung“ eingerichtet, die Eigenschaften und Auswirkungen von Mineralstaubaerosol behandelt.
Prozessverständnis und Vorhersehbarkeit im troposphärischen Multiphasensystem sind die Mission des Instituts: Troposphärische Aerosole und Wolken spielen eine zentrale Rolle im gekoppelten System Mensch-Umwelt-Klima. Diese Prozesse sind hochgradig komplex und können nur durch fachübergreifende Kooperationen erfolgreich erforscht werden. Deshalb erfasst, versteht und modelliert TROPOS die physikalischen und chemischen Prozesse von troposphärischen Aerosolen und Wolken von der molekularen und Mikroskala bis zum Ferntransport in unterschiedlich stark belasteten Gebieten.
Transfer
TROPOS ist Ansprechpartner für Politik, Gesellschaft und Wissenschaft auf den Wirkungsebenen Gesundheit und Klima - gemäß dem Ideal der Leibniz-Gemeinschaft „theoria cum praxi“. Wissens- und Technologietransfer ist dabei eine wichtige Aufgabe, da wissenschaftliche Erkenntnis und forschungsbasierte technologische Entwicklungen durch geeignete Transferinstrumente in andere Bereiche der Gesellschaft vermittelt werden müssen, um dort Wirkung entfalten zu können. Der Transfer findet in den vier Bereichen Öffentlichkeit, Bildung, Politik und Technik statt. Fragen der Luftqualität sind einer der inhaltlichen Schwerpunkte.
Das „Leipziger Meteorologisches Kolloquium“ von TROPOS und Leipziger Institut für Meteorologie der Universität Leipzig richtet sich an ein Fachpublikum. Im Rahmen von populärwissenschaftlichen Veranstaltungen wie z.B. der Langen Nacht der Wissenschaften oder „Book a Scientist“ berichten Forschende über ihre Arbeit.