Herbarium Universitatis Lipsiensis
Team WissensSpuren und Herbarium Universitatis Lipsiensis
Von den weltweit über 2.600 öffentlichen botanischen Sammlungen, in denen über 300 Millionen Pflanzenbelege aufbewahrt werden, zählt das Leipziger Herbarium zu den traditionsreichsten. Die Sammlung ist als selbständige Einrichtung der Universität angesiedelt am Institut für Biologie (AG Molekulare Evolution und Systematik der Pflanzen).
Geschichte
Das Herbarium wurde 1806 von Chr. F. Schwägrichen (1775 – 1853) gegründet und ist das älteste Universitätsherbarium Deutschlands. Bedeutende Leipziger Botaniker, z.B. G. Kunze (1793-1851), E. F. Poeppig (1798 – 1868), G. H. Mettenius (1823 – 1866) oder J. A. Schenk (1815 – 1891), bereicherten das Herbarium durch wertvolle Kollektionen. Lange Zeit bildeten Farnpflanzen den Forschungs- und Sammelschwerpunkt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam die Pflanzenphysiologie als weiterer Schwerpunkt hinzu.
Im Dezember 1943 wurde das Herbarium vollständig vernichtet, und ab 1947 wieder aufgebaut. Der Sammlungsbestand wird bis in die Gegenwart kontinuierlich erweitert. Gegenwärtig befinden sich wieder circa 150.000 Pflanzen- und Pilzbelege im Herbarium. Der größte Teil des Belegmaterials wurde und wird von Leipziger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf Forschungsreisen, Exkursionen oder in der Freizeit gesammelt. Der Pflanzenbestand des Herbariums reflektiert also in hohem Maße frühere und aktuelle Forschungsschwerpunkte. Durch Tausch von Duplikaten sowie durch Schenkung gelangten zahlreiche weitere Belege aus aller Welt ins Herbarium.
Lehre und Forschung
Die Sammlung ist in erster Linie eine Forschungssammlung. Sie ist eine unentbehrliche Referenz für die systematische Forschung, und sie wird auch benötigt in fachverwandten Wissenschaftsdisziplinen, wie der Ökologie, Zoologie, Pharmazie, Genetik, Biochemie, Umwelt- und Naturschutz. Dabei geht es beispielsweise um Rückgangs- oder Ausbreitungstendenzen von Pflanzen, um die Suche nach medizinisch wirksamen Naturstoffen oder um das Studium von Wechselbeziehungen zwischen Tieren und Pflanzen (u.a. Bestäubung, Fruchtverbreitung oder Fraß).
Teilsammlungen wurden speziell für die studentische Ausbildung konzipiert und sie werden rege genutzt.
Transfer
Als Serviceleistung für die Bevölkerung werden am Herbarium Artbestimmungen vorgenommen, Kulturempfehlungen für Pflanzen gegeben oder Maßnahmen gegen phytoparasitische Pilze empfohlen. Führungen werden jeden ersten Mittwoch im Monat (ab 16:00 Uhr) angeboten und sind nach Absprache auch zu anderen Terminen möglich. Schulklassen und Kindergartengruppen sind ebenfalls sehr willkommen.