Ägyptisches Museum — Georg Steindorff
Team WissensSpuren und Ägyptisches Museum der Universität Leipzig
Das Ägyptische Museum –Georg Steindorff– beherbergt die größte und bedeutendste Universitätssammlung ihrer Art in Deutschland. Sie beinhaltet einzigartige archäologische Funde und gibt mit etwa 7.000 Objekten einen vollständigen Überblick über 4.000 Jahre altägyptischer Kultur. Dazu gehören unter anderem Statuen, Reliefs, Särge, Stein- und Tongefäße sowie Ostraka. Eines der Highlights ist ein über 2 Meter hoher Holzsarg, der vollständig mit aus der Oberfläche gearbeiteten Hieroglyphen und Götterdarstellungen dekoriert ist.
Geschichte des Gebäudes
 / [CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE](https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en), via [Wikimedia Commons](https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-30191-0001,_Leipzig,_Karl-Marx-Platz.jpg)](https://leipziger-wissensspuren.de/site/UL-Collection-Egyptology/Bundesarchiv_Bild_183-30191-0001,_Leipzig,_Karl-Marx-Platz.jpg)
Krochhochhaus am Karl-Marx-Platz in Leipzig (28. April 1955). Bundesarchiv, Bild 183-30191-0001 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons
Das Krochhochhaus (siehe Journal Universität Leipzig, Heft 4/2002, S. 39–41), gelegen im Herzen Leipzigs direkt am Augustusplatz, ist das älteste Hochhaus der Stadt. Die Pläne für das Gebäude stammen vom Architekten German Bestelmeyer (1874–1942), Auftraggeber war der Bankier Hans Kroch. Das Haus wurde 1927/1928 errichtet, nachdem die Höhe von 43 Metern unter den Bürgern stark diskutiert worden war.
Inspiration für die Gestaltung wurde in einer anderen großen Handelsstadt gefunden: Der Entwurf interpretierte den berühmten Uhrturm am Markusplatz von Venedig unter den Vorzeichen des Art Déco neu. Besonders stechen die 3,30 Meter großen Glockenschlägerstatuen auf dem Dach hervor. Die gewaltigen im Relief ausgearbeiteten Markuslöwen an der Fassade erinnern gleichfalls an das italienische Vorbild.
Geschichte
Die Geschichte der Sammlung beginnt 1840: Gustav Seyffarth, Professor für Archäologie, erfährt von einem großen ägyptischen Sarg, der in Triest zum Verkauf angeboten wird und es gelingt ihm, diesen für die Universität Leipzig zu erwerben. Auch sein Nachfolger Georg Ebers, der ab 1870 den Lehrstuhl für Ägyptologie bekleidet, bringt ein bedeutendes Original an die Universität, den medizinischen Papyrus Ebers. Dieser kommt zwar in die Sammlung der Universitätsbibliothek, aber durch die Anfertigung von Gipsabgüssen kann sich 1874 dennoch ein eigenständiger Ägyptologischer Apparat herausbilden.
, via [Wikimedia Commons](https://commons.wikimedia.org/wiki/File:%C3%84gyptisches_Museum_Leipzig_Herischefhotep_01.jpg).](https://leipziger-wissensspuren.de/site/UL-Collection-Egyptology/1082px-%C3%84gyptisches_Museum_Leipzig_Herischefhotep_01.jpg)
Grabausstattung des Herischefhotep. Foto: Einsamer Schütze, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons.
Mit Georg Steindorff, ab 1893 Nachfolger Ebers, wird die kleine Lehrsammlung dann zu einem veritablen Museum ausgebaut. Zunächst erwirbt Steindorff auf Forschungsreisen nach Ägypten diverse Objekte. Andere Stücke, wie den Kalksteinkopf der Königin Nofretete, lässt er vor Ort freilegen und nimmt ihn mit Erlaubnis des damals von Franzosen verwalteten Antikendienstes mit. Besonders zu erwähnen ist Steindorffs herausragende Grabungstätigkeit in Giza, Qau und Aniba zwischen 1903-1931. Von diesen Arbeiten stammen zahlreiche Originalobjekte des Bestandes. 1934 wird Steindorff unter der nationalsozialistischen Diktatur aufgrund seiner jüdischen Herkunft emeritiert.

Diadem einer Frau. © Ägyptisches Museum der Universität Leipzig, Foto: Marion Wenzel.
Während des II. Weltkrieges werden die Institutsräume und ein Teil der nicht ausgelagerten Museumsbestände durch einen Bombenangriff zerstört. Siegfried Morenz ist während der Kriegsjahre wesentlich an der Rettung der Museumsobjekte beteiligt. 1951 kommt ein Teil davon wieder nach Leipzig, sodass er eine kleine Ausstellung aufbauen kann. Vom Verbleib des übrigen Museumsbesitzes in der Sowjetunion erfährt man erst 1958. Die Objekte werden im Zuge der Normalisierung der Beziehungen der Siegermacht und den kleineren Staaten ihres Herrschaftsbereichs wieder zurückgegeben. Im Jahr 1976 ist eine Neueröffnung des Ägyptischen Museums möglich. 1987 können noch einmal etwa 100 Originale aus der frühdynastischen bis zur ptolemäischen Zeit für das Museum erworben werden.
Das Museum zieht 2002 von der Schillerstraße in einen Interims-Standort in der Burgstraße 21. Nach einem weiteren Umzug im Jahr 2010 eröffnet im Krochhochhaus am Augustusplatz die neue und dauerhafte Ausstellung des Ägyptischen Museums.
Lehre und Forschung
In der Vergangenheit konnten bereits viele gewinnbringende Untersuchungen an verschiedenen Objekten und Objektgruppen stattfinden, darunter auch naturwissenschaftliche Analysen. Neben der Unterstützung externer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei Forschungsprojekten initiiert das Museum auch eigene Projekte, um Objekte und Objektgruppen stetig weiter zu erschließen.
Für Studierende der Ägyptologie gehört die Sammlung und die Arbeit an Originalobjekten zum festen Bestandteil ihres Curriculums. Lehrveranstaltungen zur Museumsarbeit selbst erweitern das Repertoire.
Transfer
, via [Wikimedia Commons](https://commons.wikimedia.org/wiki/File:%C3%84gyptisches_Museum_Leipzig_WikiCon_03.jpg)](https://leipziger-wissensspuren.de/site/UL-Collection-Egyptology/1024px-%C3%84gyptisches_Museum_Leipzig_WikiCon_03.jpg)
Foto: Einsamer Schütze, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Interessierte können sich bereits vor dem Besuch mit dem Ägyptischen Museum vertraut machen und durch eine virtuelle Tour und den Flyer zum Rundgang einen Eindruck vom Museum erhalten. Man kann das Museum entweder allein entdecken oder sich durch die verschiedenen Räume führen lassen. Neben Führungen für Erwachsene werden auch spezielle Führungen und Wissensangebote für (Schul-)Kinder angeboten, um bereits junge Besucherinnen und Besucher für das Alte Ägypten zu begeistern.
Aktuelles zu Sonderausstellungen, Vorträgen und Führungen, sowie Neuigkeiten aus der Forschung erfährt man auf Facebook, Instagram und YouTube.