100 Jahre Sportwissenschaften
Team WissensSpuren
Im Oktober feiern die Leipziger Sportwissenschaften ihren 100. Geburtstag. Zu diesem Geburtstag verabredeten wir uns mit Prof. Dr. Thomas Wendeborn, der Studiendekan der Sportwissenschaftlichen Fakultät, zu einer Spurensuche nach Höhepunkte und tragischen Momenten der Leipziger Sportgeschichte, zur wissenschaftlichen (Weiter-) Entwicklung von Sportgeräten und Trainingsprogrammen — und zu Nachwuchsförderung und Sport in der Schule. Auf dem Weg besuchten wir zahlreiche “herausragende Orte der Bewegungskultur im Stadtraum” auf der Sportroute Leipzig.

Campus Sportwissenschaftliche Fakultät. Foto: Thomas Wendeborn
Campus Sportwissenschaften
Wir starteten auf dem Campus Jahnallee mit einer Einführung in die Geschichte der Sportwissenschaftlichen Fakultät und einer Besichtigung der Lehr- und Unterrichtsräume, der Sporthallen und des Senatssaals.

Besichtigung der Sportwissenschaftlichen Fakultät. Fotos: Team WissensSpuren
Vom Senatssaal hatten wir einen phantastischen Blick über die Stadt mit Ausblick nach Norden auf die ersten Großsportanlagen in Leipzig und das Sportforum. Nach dem Verlassen des Hauptgebäudes machten wir Halt auf dem Sportplatz, um zu erfahren, wie das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft die aktuellen Spitzenatlethen mit modernsten Forschungsansätzen unterstützt.
Die Sportroute, Sponsoren und Schulsport
Der anschließende Weg nach Süden führte uns zunächst zu den Vereinshäusern und Trainingsanlagen des SC DHfK Leipzig und des Akademische Ruderverein zu Leipzig. Hermann Altrock, der vor 100 Jahren als “erster Sportprofessor” nach Leipzig berufen wurde, war Gründervater und Ruderlehrer des Akademischen Rudervereins zu Leipzig und die Ruderabteilung des SC DHfK Leipzig ist ein Träger des leistungssportlichen Ruderns in der Tradition der ältesten Rudervereine Deutschlands.

Wandeln auf der Sportroute. Fotos: Team WissensSpuren
An der Sachsenbrücke einnerten wir an die Anfänge des deutschen Eishockey- und Motorsports im Clara-Zetkin Park — und entlang des Elsterflutbetts erreichten wir schließlich die Galopprennbahn Scheibenholz. Architektonisch besonders bemerkenswert ist hier die noch im Original erhaltenen Holztribüne aus dem Jahre 1907. Sie ist die älteste noch erhaltene Sportstätte Sachsens. Anhand dieses Gebäudes erörterten wir die besondere Rolle von Sponsoren im Sport — des Industriellen Karl Heine für den Pferdesport und des Zoodirektors Ernst Pinkert für den Radsport.
Ein weiteres Themen auf unserem Weg war Bewegungsmangel von Kindern, sportliche Frühförderung, Talentsuche und Förderung. Wo waren wir früher besser? Was machen andere besser als wir? Welche modernen pädagogischen Ansätze können Abhilfe schaffen?
Turnfeste, Medien und neue Trends
Die sportinteressierten Sponsoren und feste Verankerung von Sportvereinen in der Stadtkultur beförderte auch die Gründung von (inter-)nationalen Verbänden und sportlichen Großereignissen in Leipzig: Am Alexis-Schumann-Platz erinnerten wir daran, dass mehr als ein Dutzend internationatinale Turnfeste in Leipzig ausgerichtet wurden. Damit einher ging das Entwickeln von Marketing-Campagnen und Medienberichterstattung.

Abschlussdiskussion in der über die Beziehung von Sport und Medien. Foto: Team WissensSpuren
Am MDR-Gelände in der Steinstraße ergänzten wir die Diskussion zu Sport und Medien. Im März 2024 ging der Mitteldeutsche Rundfunk als zweiter Hörfunksender in Deutschland auf Sendung, ab Juni brachte der Sportfunk jeden Abend ausführliche Meldungen mit starkem regionalen Bezug, und im Juli 2025 folgte die erste Life-Berichterstattung im Radio: von einem Ruderwettbewerb.
Zur gleichen Zeit erforschte August Karolus am Physikalischen Institut der Universität Leipzig die Grundlagen der Übertragung von Fernsehbildern. Basierend auf seiner Methode gelang 1925 die erste Bildübermittlung, von Berlin nach Leipzig. Am 14. Dezember 1930 gelingt Max von Ardenne die weltweit erste vollelektronische Fernsehübertragung, und bei den XI. Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin kam die erste fahrbare Fernsehkamera zum Einsatz. Seitdem hat erst das Fernsehen und später die ständige Verfügbarkeit von Filmen im Internet das Bewegungs- und Freizeitverhalten vieler Menschen erheblich in Richtung von verminderter Bewegung verändert. Allerdings ermöglichen die neuen Technologien auch ganz neue Trends: Motivation zum Sport durch Gamification von Lauf-Apps, E-Sports, Phygital Sports und Fahrrad-Fahrsimulatoren, auf denen man mit Hilfe von Virtual-Reality-Techniken in Echtzeit Radrennen auf weltbekannten Routen gegen Teilnehmende von allen Enden der Welt fahren kann.
Wir danken den Teilnehmenden sehr herzlich für das rege Interesse, die Beträge aus dem eigenen Sport-(Er-)Leben und die vielen tollen Fragen.